Freiwilligkeit reicht
Auf den ersten Blick mag ein allgemeiner Pflichtdienst seine
Vorteile haben: eine gewisse charakterbildende Wirkung etwa und eine
Entlastung bei Bundeswehr und Sozialem. Der Ausdruck eines
gesellschaftlichen Zusammenhalts zählt ebenfalls dazu sowie die
Möglichkeit, vom Militär über die Pflege bis hin zur
Entwicklungshilfe nach eigenem Interesse den Horizont zu erweitern.
Auf den zweiten Blick sieht es aber anders aus: Kinder werden
immer früher eingeschult. Die Zeit bis zum Abitur wird mit brachialer
Gewalt verkürzt. Studieninhalte werden in potenziell
leichtgewichtige, in jedem Fall aber schnell erworbene
Bachelor-Abschlüsse gepresst. Ziel all dessen ist unter anderem, die
Sozialkassen zu entlasten, indem junge Menschen früher arbeiten und
länger einzahlen. Dazu passt es kaum, alle Absolventen plötzlich
wieder ein Jahr oder länger für einen Dienst heranzuziehen.
Parallel ist es so, dass sich schon jetzt mehr Menschen auf ein
freiwilliges (!) soziales oder ökologisches Jahr bewerben, als es
Plätze gibt. Ein solches Jahr zu absolvieren ist inzwischen anerkannt
und erfüllt alle individuellen wie gesellschaftlichen Vorteile, die
auch ein Pflichtdienst hätte. Freiwilligkeit reicht somit aus. Auch
den Beschäftigungsstellen garantiert sie motivierte Kräfte. Nicht
wenige Zwangsverpflichtete dürften eher stören als helfen, sofern sie
überhaupt erscheinen. Ein Pflichtdienst für alle ist erheblich zu
kurz gedacht.
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