Warum erst jetzt?
Drei Jahre ist ThyssenKrupp-Chef Heinrich Hiesinger nun im Amt.
Aber die Wende, die den Stahl- und Technologiekonzern wieder auf
Erfolgskurs bringen soll, lässt auf sich warten.
Zugegeben, auch der talentierteste Manager kann ein solches
Konglomerat nicht binnen drei Jahren in ein effizientes,
zukunftsfähiges Unternehmen verwandeln. ThyssenKrupps Altlasten – an
erster Stelle die Schulden und das verlustreiche Stahlwerk in
Brasilien – sind schier erdrückend.
Eines aber hätte Hiesinger längst schon – vielleicht sogar
zuallererst – tun müssen: aufräumen. Dass der Konzern erst jetzt, ja
dass er überhaupt ein Vorstandsmitglied für gute Unternehmensführung
beruft, ist ein Grund zur Sorge. ThyssenKrupp hat wegen Korruption
und Kartellverstößen schmerzhaft hohe Strafen und Entschädigungen
zahlen müssen. Der Ruf des Unternehmens nahm nicht zuletzt dadurch
schweren Schaden.
Drei Jahre nach dem Führungswechsel dürfte Korruptionsbekämpfung
keine öffentliche Erklärung und hochrangige Personalie mehr
erfordern. Lückenlose Vorbeugung und Kontrolle – die sogenannte
Compliance – müsste längst selbstverständlicher Bestandteil aller
Geschäftsprozesse sein. Aktionäre und Aufsichtsrat wollen von
ThyssenKrupp zu Recht bessere Zahlen sehen. Sie sollten Hiesinger
aber auch bei der Compliance fordern.
Christian Schaudwet
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