Neue OZ: Kommentar zu Stahl / ThyssenKrupp

Chance für Neuanfang

Der Schritt kommt einem schweren Beben bei Deutschlands größtem
Stahlkonzern ThyssenKrupp gleich: Aufsichtsratschef Gerhard Cromme
hört auf. Dabei geht es um weit mehr als eine Spitzenpersonalie. Die
Entscheidung hat Folgen für das gesamte Machtgefüge innerhalb des
traditionsreichen Firmenimperiums an der Ruhr.

Cromme galt als designierter Nachfolger des 99-jährigen Bertold
Beitz. Die Manager-Legende, selbst jahrelang
Aufsichtsratsvorsitzender im Krupp-Konzern, lenkt die Krupp-Stiftung,
die aufgrund ihrer Sperrminorität einen beherrschenden Einfluss auf
den Stahlriesen hat. Wer soll Beitz nun beerben? Und wer wird
Aufsichtsratschef? Bei ThyssenKrupp hat eine Phase tief greifenden
Wandels begonnen.

Das war auch dringend notwendig. Der Konzern steckt in einer
schweren Krise. Milliarden Euro wurden mit Fehlinvestitionen in
Amerika versenkt; die Korruption wuchert. Mit Cromme als
Aufsichtsratschef ist ThyssenKrupp in eine Lage geraten, die
möglicherweise sogar existenzbedrohend ist. Beitz musste handeln.
Wahrscheinlich ist, dass er Cromme den Rücktritt nahegelegt hat. Der
Weg für den Neuanfang ist frei. Das Stammgeschäft Stahl schwächelt.
Vielversprechende Sparten wie der Anlagenbau müssen
wettbewerbsfähiger werden. Leicht wird es nicht, das Unternehmen auf
Kurs zu bringen. Aber es wäre nicht das erste Mal, dass die Führung
eine gefährliche Krise meistert.

Georg Kern

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