Neue OZ: Kommentar zu Unternehmen / Amazon

Wenig überraschend

Die Vorwürfe gegen den Sicherheitsdienst, den Amazon angeblich zum
Schutz, wahrscheinlich aber eher zur Kontrolle seiner Leiharbeiter
eingesetzt hatte, waren wohl berechtigt, sonst hätte der
Online-Händler die Zusammenarbeit nicht aufgekündigt. Gleichwohl
räumt dieser Schritt natürlich noch lange nicht die anderen Probleme
aus dem Weg, derentwegen Amazon in der Kritik steht. Dabei sind die
schlechten Arbeitsbedingungen vor allem ausländischer Leiharbeiter,
die ein Fernsehteam der ARD jüngst bei Amazon dokumentiert hat, wenig
überraschend. Nicht nur, weil Gewerkschaften schon lange auf die
Missstände hinweisen. Sondern auch, weil der Marktführer ja irgendwo
sparen muss, um trotz seiner Kampfpreise Gewinne einfahren zu können.

Die Not in ihren oft krisengeschüttelten Heimatländern wie Spanien
und Rumänien macht ausländische Leih- und Zeitarbeiter zu den
schwächsten Mitarbeitern in der Milliarden-Maschine Amazon. Droht
daheim die Arbeitslosigkeit, steigt die Leidensfähigkeit ins
Unermessliche. Die Arbeiter werden genügsam und gefügig; sie sind, so
auch der Name der ARD-Dokumentation, dem Arbeitgeber „ausgeliefert“.
Einen fairen Mindestlohn und klare Regeln zur Leiharbeit muss die
Politik vorgeben. Doch wie so oft haben es auch die Kunden in der
Hand, den Händler zum Umdenken zu bewegen, indem sie mal nicht bei
Amazon bestellen.

Constantin Binder

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