Neue OZ: Kommentar zu Unternehmen / Deutsche Bank

Frankfurter Vabanque

Die Deutsche Bank muss aufpassen, dass sie ihre Bodenhaftung nicht
verliert. Als leicht abgehoben gilt das Geldhaus in seiner Heimat
spätestens seit dem Skandal um Immobilienpleitier Jürgen Schneider in
den 90er-Jahren, als der damalige Bankchef offene
Handwerkerrechnungen über 50 Millionen DM „Peanuts“ genannt hatte.

Jetzt bekommt der Branchenführer mit Anshu Jain einen Chef, von
dem man auch nach 16 Jahren Tätigkeit für die Deutsche Bank
öffentlich noch keinen Satz auf Deutsch gehört hat. Angesichts
höchster Anforderungen an den eigenen Managernachwuchs ist das schon
hausintern ein Problem. Nach außen hin versucht die Bank, es durch
die Berufung des Niedersachsen Jürgen Fitschen zum Co-Chef zu lösen.

Mit seinen 48 Jahren hat Jain bessere Perspektiven auf dem
Chefsessel gegenüber Fitschen, der bald 63 wird. Womöglich ist der
Deutsche nur eine Übergangslösung. Die Inthronisierung des
blitzgescheiten Inders Jain ist indes ein Signal dafür, wie groß die
Bedeutung des Investmentbankings für die Deutsche Bank ist. In der
Finanzkrise verhasst, hat die Sparte zurück in die Spur gefunden.

Dennoch spielen die Frankfurter va banque: Der Grat zwischen
Milliardengewinnen und ebenso hohen Konzernverlusten durch dieses
Geschäft ist schmal. Und ein ausländischer Chef, der dies zu
verantworten hat, kann schnell zum Buhmann werden, was weder für den
Ruf der Bank noch für Deutschland gut wäre.

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