Neue OZ: Kommentar zu Unternehmen / Jack Wolfskin

Die Heuschrecke und der Ferne Osten

Auf geht–s für den Outdoor-Ausrüster aus der hessischen Provinz in
den Fernen Osten, dank einer der viel gescholtenen Heuschrecken. Der
Schritt ist mutig, aber richtig. Jetzt vorschnell in Wehklagen zu
verfallen, ein Traditionsunternehmen verliere sein Gesicht, wäre
nicht mehr als Deutschtümelei. Seit Jahren ist Jack Wolfskin in der
Hand von Finanzinvestoren. In ihre Ägide fällt der Aufstieg der
Hessen zu einer Trendmarke.

Bislang aber nur in Deutschland. Auf dem Markt für sogenannte
Funktionskleidung gibt es mit North Face nur eine Marke, die rund um
den Globus Absatz findet. Daneben gibt es kleine Local Player wie
Wolfskin. Die von Blackstone angestrebte Expansion macht umso mehr
Sinn. Das frische Kapital könnte für die Hessen der Katalysator auf
dem Weg zur Spitze im bislang kaum umkämpften Outdoor-Markt sein.

Aber das Geschäft birgt Risiken: Der Aufstieg von Marken wie
Wolfskin wäre unmöglich gewesen, wenn Größen wie Adidas oder Nike
diesen Bereich nicht vernachlässigt hätten. Die Großen haben den
Fehler erkannt, wittern ein Milliardengeschäft und rüsten auf. Ihr
Vorteil: Sie haben auf den anvisierten Märkten einen Namen. Den muss
sich Wolfskin bei naturverbundenen Asiaten erst machen. Und bei allem
Optimismus: Sollte Blackstone feststellen, dass man sich mit der
700-Millionen-Euro-Übernahme verzockt hat, dann wird Wolfskin wieder
abgestoßen. So ist das mit den Heuschrecken.

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