Dieses Modell muss Schule machen
Bravo! Der Softwarekonzern SAP will in den kommenden Jahren
mindestens ein Prozent seiner Stellen mit Autisten besetzen. Das
innovative baden-württembergische Unternehmen lenkt damit endlich den
Blick auf die Stärken jener Menschen, deren sogenannte
Entwicklungsstörung bislang meist als Schwäche, Leiden oder
Behinderung betrachtet wurde. Es ist höchste Zeit, dass dieses Modell
Schule macht. Denn bislang verkennen gerade große Konzerne die
besonderen Fähigkeiten von Menschen mit Autismus, Detailgenauigkeit,
Akribie und ein gutes Gedächtnis zum Beispiel. Das mag an Unwissen,
Klischees und Vorurteilen liegen, aber auch an simplen
Berührungsängsten. Doch das Beispiel SAP zeigt: Nichts davon ist
unüberwindbar.
Sollte alles nach Plan laufen, dürften Autisten bald ganz
selbstverständlich zur SAP-Belegschaft gehören. Diese Normalität ist
gut für die Autisten, die bislang oft ausgegrenzt werden, aber auch
für alle anderen Mitarbeiter, die lernen werden, ihre Vorurteile über
Bord zu werfen. Die SAP-Initiative ist umso löblicher, als es dem
Konzern offenbar tatsächlich um die Sache und nicht um die Erfüllung
irgendwelcher Quoten geht. Und doch: SAP handelt ja nicht
uneigennützig, wenn es sich die speziellen Stärken der Autisten
zunutze macht. Wichtig wird aber sein, dass Unternehmen auch jene
Menschen gleichberechtigt einstellen, deren Beeinträchtigungen auf
den ersten Blick nicht zwangsläufig einen besonderen Nutzen
versprechen.
Constantin Binder
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