Selbstverliebter Abgang
Europas größtem Reisekonzern TUI stehen harte Zeiten bevor. Der
neue Chef Friedrich Joussen plant einen tief greifenden Umbau des
Unternehmens. Das ist dringend überfällig. Joussens Vorgänger Michael
Frenzel hat zuletzt zu wenig bewegt.
Die Erfolge seiner fast 20-jährigen Zeit als Konzernchef sind
unbestritten: Es war meisterlich, wie Frenzel einst aus dem
angeschlagenen Bergbau- und Stahlunternehmen Preussag die TUI formte.
Später aber verlor der Reise-Riese den Anschluss an wichtige
Marktentwicklungen, vor allem im Internet. Der Technik-Fan Joussen
scheint der Richtige zu sein, um diese Schwäche zu beheben. Außerdem
muss er die Konzernstrukturen vereinfachen. Auch das ist eine
Hypothek der Ära Frenzel: Er hat es nie geschafft, die ertragreiche
Tochter TUI Travel mit der Konzernmutter zu verschmelzen. Außerdem
hat er keine Lösung für die Verlust bringende Container-Reederei
Hapag-Lloyd gefunden. Auch an diesen Vorhaben muss sich Joussen nun
messen lassen.
Er übernimmt kein besenreines Unternehmen, sondern eine Baustelle.
Das schmälert Frenzels Bilanz erheblich. Er hätte als Lichtgestalt in
die Konzern-Annalen eingehen können, wenn er nur rechtzeitig gegangen
wäre. Stattdessen klebte Frenzel eingedenk seiner Großtaten
selbstverliebt am Chefsessel. Ausbaden müssen das auch die
Mitarbeiter, die Joussen voraussichtlich entlassen wird.
Georg Kern
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