Ein großer Schritt
Die seltsamen Wendungen in der Übernahmeschlacht zwischen VW und
Porsche beschäftigen noch die Juristen, da ist dem niedersächsischen
Autoriesen schon der nächste Coup gelungen. Mit der überraschenden
Aufstockung seines Aktienanteils auf fast 56 Prozent kann VW den
Münchner Lkw-Bauer MAN als elfte Tochter in seinen Konzern
eingliedern.
Das ist so recht nach dem Geschmack von Ferdinand Piëch, dem
mächtigsten Mann bei Volkswagen. Seinem Ziel, das Wolfsburger
Unternehmen zum größten Autokonzern der Welt zu machen, ist er einen
großen Schritt näher gekommen. Da wird die Peinlichkeit, mit dem Plan
der Entsendung von drei VW-Spitzenmanagern in den MAN-Aufsichtsrat
vorerst gescheitert zu sein, schon fast zur Petitesse. Zumal der
widerborstige MAN-Chef Georg Pachta-Reyhofen die Lage offenbar falsch
eingeschätzt hat. Am Ende war das Übernahmeangebot von VW für die
Aktionäre seines Unternehmens nämlich doch attraktiv.
Bleibt zu hoffen, dass beim Sturz des MAN-Aktienkurses unter das
VW-Angebot von 95 Euro alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Denn
den Vorwurf von Manipulationen, wie er etwa gegen Ex-Porsche-Chef
Wendelin Wiedeking erhoben wird, kann sich VW nicht leisten. Nicht
nur wegen seines Status als „Beinahe-Staatskonzern“, sondern auch
deshalb, weil er für die Bildung einer engen Lkw-Allianz zwischen MAN
und Scania auf Vertrauen angewiesen ist.
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