Abwickler auf dem Chefsessel
Ob ein Engländer oder ein Amerikaner den BP-Konzern in die Zeit
nach der bislang größten Umweltkatastrophe der US-Geschichte führen
wird, ist vergleichsweise unerheblich. Gewiss: Der bisherige BP-Chef
Tony Hayward hat sich nach dem Ausbruch der Ölpest im Golf von Mexiko
als Niete in Sachen Öffentlichkeitsarbeit erwiesen. Und ein neuer
US-Manager an der Spitze könnte den Zorn der Regierung Obama sowie
vieler Amerikaner auf den britischen Öl- und Gasmulti ein wenig
mildern. Doch an der Existenzgefährdung des noch vor Monaten
kraftstrotzenden Energieriesen BP ändert das alles nichts.
Ebenso beispiellos wie die Folgen des Versagens der
Sicherheitsvorkehrungen auf der Bohrinsel Deepwater Horizon wird
nämlich auch die Prozesslawine sein, die nun auf deren Eigentümer BP
zurollt. Das wird den Konzern über Jahrzehnte belasten, ganz
unabhängig davon, welche Person gerade an seiner Spitze steht. Die
Kosten der Ölkatastrophe sind längst noch nicht abschätzbar, die 20
Milliarden Dollar, die BP in einen Entschädigungsfonds einzahlen
will, könnten daher bei Weitem nicht ausreichen.
Doch schon jetzt steht fest, dass der BP-Konzern nicht ohne
Verkäufe lukrativer Teile überleben wird, die eine Zerschlagung
bedeuten könnten. Eine Verstaatlichung kommt bei BP nicht infrage,
weil sonst britische Steuerzahler mit Schadenersatzklagen überhäuft
würden. Auf wen auch immer BP als Chef baut: Er wird mehr ab- als
fortentwickeln.
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