Neue OZ: Kommentar zu USA / Wahlen / Kongress

Der entzauberte Superstar

Die Entzauberung des Superstars Barack Obama ließ nicht lange auf
sich warten. Gut zwei Jahre nach seinem Amtsantritt als US-Präsident
droht ihm bei den Kongresswahlen eine bittere Niederlage. Alle
Umfragen lassen den Schluss zu: Die Demokraten werden abgestraft.
Mindestens in einer der beiden Kammern dürften die Republikaner die
Mehrheit zurückerlangen. Das bedeutet für Obamas ehrgeizige
Reformpläne beim Klimaschutz oder in der Steuerpolitik das Aus.
Selbst dem bereits beschlossenen Gesundheitsgesetz droht die
Blockade, da die Opposition die dafür benötigten Finanzmittel
einfrieren könnte.

Von Obamas Euphorie und Charisma ist ohnehin nicht mehr viel
übrig. Von „Change“, dem Wandel, spricht selbst er nicht mehr. Für
die USA ist das völlig untypisch: Die Angst geht um, die Weltmacht
könnte einem schleichenden Niedergang entgegengehen. Hohe
Arbeitslosenquote, Rekordzwangsversteigerungen, ein gigantischer
Schuldenberg und ein weiter stotternder Konjunkturmotor schaffen
Verunsicherung in breiten Wählerschichten, die teils zu Frust, teils
zu Lethargie führen.

Vor allem die rechte Tea-Party-Bewegung der Republikaner macht
sich diese Unzufriedenheit zunutze. Längst hat die erzkonservative
Ikone Sarah Palin mit teils kruden und dümmlichen Thesen auch
Anhänger in der Mitte der Gesellschaft: Je billiger sie über die
politische Elite in Washington herzieht, desto lauter erschallt ihr
Applaus.

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