Doppelt abkassiert
Die Banken machen mit der Not ihrer Kunden offensichtlich ein
gutes Geschäft: Sie leihen sich Geld zu einem Prozent und verleihen
es zu 14 Prozent als Dispokredit. Das dürfte selbst nach Abzug der
Kosten einem Gewinn von über 1000 Prozent entsprechen. Kaum ein
anderes legales Geschäft verspricht eine solche Verdienstspanne.
Der Dispokredit ist erfahrungsgemäß die letzte Reserve für jene,
denen das Einkommen kaum für den Alltag reicht. Es sind insbesondere
die Geringverdiener, die regelmäßig ihr Konto überziehen, um mit dem
geborgten Geld kurz vor Monatsende über die Runden zu kommen. Diese
Bankkunden sind meist so finanzschwach, dass sie beim Wechsel ihres
Kredithauses kaum bessere Konditionen erwarten können. Sie sind auf
ihre Bank oder Sparkasse angewiesen.
Traurig, dass viele dieser Geringverdiener auch zu den
Steuerzahlern gehören, die mit ihren Abgaben in den vergangenen
Monaten den Zusammenbruch deutscher Banken verhindert und deren
Finanzlöcher gestopft haben. Wer wenig hat, wird offensichtlich
gleich doppelt abkassiert – und kann sich nicht wehren. Trotzdem muss
der Staat nicht eingreifen. Eine freiwillige Selbstverpflichtung von
Banken und Sparkassen für die Obergrenze von Dispozinsen wäre ebenso
wirksam wie jedes Gesetz. Welche Bank möchte schon zugeben, dass sie
ihre Kunden über die Norm abkassiert?
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