Kosmetik am Problemkonzern
Wenn das Kind erst mal im Brunnen gelandet ist, bedarf es enormer
Kraft, um es da wieder herauszuholen. So in etwa – also wie jemand,
der sich in hoffnungsloser Lage wähnt, sich damit aber nicht abfinden
will – gebärdet sich die Bahn. Sie gibt Hunderte Millionen von Euro
für eine sogenannte Qualitätsoffensive aus, um ihren ramponierten Ruf
wiederherzustellen. Das dürfte enorm anstrengend sein – enorm Erfolg
versprechend ist es aber nicht.
Warum ist denn das Image des Unternehmens so im Keller? Doch nicht
wegen Papiermülls auf den Sitzen oder müffelnder Toiletten. Zwar ist
das sicher auch kein Spaß, doch gehen die Probleme der Bahn
zweifellos deutlich weiter. Sie reichen bis tief ins Innere des
Konzerns, dessen weltweite Tätigkeit sich mehr und mehr auffächert:
Die Bahn mischt mittlerweile international in zig branchenfremden
Projekten mit, von denen sie sich glitzernde Milliardengewinne
erhofft – über die sie aber ihre Kernaufgabe vergisst: den Transport
von Fahrgästen und Gütern.
Was so einfach klingt, ist für die Bahn offenbar eine Zumutung.
Lieber beschäftigt sich Konzernchef Grube mit Prestigeprojekten oder
Hightech-Einkäufen als mit der Frage, wie die Bahn fünf Millionen
Kunden pro Tag eventuell einmal pünktlich ans Ziel bringen könnte. In
Sachen Unpünktlichkeit nämlich liegt bei der Bahn das Kind tief im
Brunnen. Und dagegen helfen auch keine neuen Toilettendeckel.
Cornelia Mönster
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