Neue OZ: Kommentar zu Verkehr / Bahn / Stuttgart 21

Ein unterirdisches Schauspiel

Nur zur Erinnerung: Es geht um einen Bahnhof. Befürworter des
Bauprojektes „Stuttgart 21“ sehen neben der verkürzten Fahrtzeit auf
der Strecke Paris – Budapest 4000 gesicherte Arbeitsplätze in der
Baubranche. Gegner monieren neben dem Verlust von einigen Bäumen und
eines zwar denkmalgeschützten, aber wenig sehenswerten Gebäudes die
ausufernden Kosten.

Doch seit gestern verbindet man mit „Stuttgart 21“ Kinder, die
unter Planen Schutz vor Wasserwerfern suchen, und Demonstranten,
denen Blut aus den Augen läuft. Das sind Bilder, die nicht an
friedliche Proteste, sondern an Randale zum 1. Mai erinnern. Bilder,
die nun für die Unfähigkeit der Entscheidungsträger stehen, den
Konflikt auf sachlicher Ebene zu lösen.

Dafür steht das Verhalten der Befürworter aus den Reihen der Bahn
und der CDU, die ergebnisoffene Gespräche über das Projekt ablehnten,
schlicht um Durchsetzungsfähigkeit zu zeigen. Dafür steht das
Verhalten der Gegner, die zuließen, dass der friedliche Protest der
Schüler in der aggressiven Besteigung eines Polizeibusses eskalierte.
Dafür stehen nun die Statements der Politiker, die sich gegenseitig
die Schuld an der Eskalation in die Schuhe schieben, um daraus
Kapital für den Landtagswahlkampf zu schlagen. Ein unterirdisches
Schauspiel, wenn man bedenkt, dass es eigentlich um einen Bahnhof
geht.

Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion

Telefon: 0541/310 207