Neue OZ: Kommentar zu Verteidigung / Bundeswehr / Reformen

Zu viele Häuptlinge

Die Mitarbeiterzahl in einem Ressort zu halbieren – das ist ein
radikales Vorhaben. Und vermutlich wird unter dem Strich im
Verteidigungsministerium nicht so stark gekürzt, wie es die
Strukturkommission jetzt vorschlägt.

Doch die Grundrichtung, die Frank-Jürgen Weise vorgibt, stimmt.
Der Oberst der Reserve und Präsident der Bundesanstalt für Arbeit
kennt sich aus mit großen Behörden. Daher ist Weise bewusst, dass
auch der Kampf gegen zu viel Bürokratie einen enormen Einsatz
erfordert.

Wenn deutschlandweit Bundeswehr-Standorte schließen müssen, oft
zum Nachteil von Kommunen, darf auch die Stadt Bonn, darf das
Verteidigungsministerium von Kürzungsplänen nicht verschont bleiben.
Zu schwerfällig, zu viele Häuptlinge, zu wenige Indianer: So lautet
seit Langem das Urteil von Fachleuten über das Ressort. Karl-Theodor
zu Guttenbergs Vorgänger Peter Struck hat sich darüber sogar nach
seiner Amtszeit öffentlich beklagt.

Über Jahrzehnte sind die Strukturen auf der Hardthöhe gewachsen.
Sie haben zu einem schwerfälligen Ministerium geführt. Nötig aber
sind schnelle Entscheidungen, überflüssig sind zu viele Referate und
Stäbe, die womöglich eher neben- oder sogar gegeneinander als
miteinander arbeiten.

„Vom Einsatz her denken“ lautet der passende Titel des
Kommissionsberichts. Dazu gehören vor allem genügend verfügbare
Soldaten – nicht ein Wasserkopf.

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