Neue OZ: Kommentar zu Wetter

Ein Geschenk zum Genießen

Das Wetter, sagen viele, sei nur eine Banalität. Aber warum erregt
es dann die Gemüter im Rhythmus der immer wiederkehrenden
Jahreszeiten? Herrschen Kälte und Regen wie im Mai, wird gejammert.
Kommt die Sonne mit Hitze-Rekorden wie in diesen
Bilderbuch-Sommertagen, wird wieder geklagt. Gewiss: Petrus wird es
nie allen recht machen können. Die 40-Grad-Hitze lässt Bauern,
Patienten und Maurer stöhnen, Bademeister, Cabriofahrer und
Eisverkäufer lächeln. Aber schenkt die Natur etwas Schöneres als
Sonnenstrahlen?

Wärme ist das Gegenteil von Kälte, wenn Obdachlose in
Hauseingängen unter Zeitungspapier kriechen und vermummte Menschen in
grauen Mänteln durch Schneematsch nach Hause eilen. Wärme bedeutet
Frauen in Bikinis, tobende Kinder im Planschbecken, laue Abende in
Biergärten, süße Kirschen und liebende Paare. Bürostress,
Klimawandel, Bankenkrise, Afghanistan-Krieg, all das lässt unsere
Seelen frösteln. Sommerzeiten sind dagegen voller Glücksmomente, die
kleine und große Katastrophen aus dem Bewusstsein drängen. Wärme ist
Erholung. Deshalb lacht der Mensch auch niemals öfter als jetzt im
Licht der Sonne. Und zu keiner anderen Jahreszeit denken die Menschen
so oft: Das Leben ist schön. Ein Leben, das zu kurz ist, als dieses
Geschenk nicht in vollen Zügen zu genießen.

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