Schande und Ehre
Durch die gesamte Militärgeschichte ziehen sich die Begriffe
Schande und Ehre. Sie greifen nicht immer, bei Weitem nicht.
Allgemein anerkannt ist aber dennoch: Wer sich für besonders nobel
hält, sollte keine Unbewaffneten töten und Frauen und Kinder erst
recht nicht. Nur so kann er seine Ehre erhalten und Schande
vermeiden.
Die westliche Welt hält sich im Sinne ihrer Werte wie Demokratie
und Menschenrechte für besonders nobel. Umso unverständlicher ist es,
wieso mit der Ächtung von Streubomben ausgerechnet Staaten hadern,
die ihr angehören. Länder wie Irak oder Afghanistan haben die
Konvention längst ratifiziert; Amerikaner und Israelis sperren sich
in einer Union mit dem Iran. Dabei ist Glaubwürdigkeit die schärfste
Waffe im Ringen um eine möglichst demokratische, menschenwürdige
Welt.
Brutal an diesen Cluster-Bomben ist ja nicht nur, dass sie
ungezielt gegen Menschenmengen jeder Art und ungepanzerte Fahrzeuge
zum Einsatz kommen. Dass die hohe Blindgängerquote ganze Regionen für
Jahrzehnte mit Sprengsätzen verseucht, gehört ebenso zu den
unmenschlichen Folgen. Ob Vietnam oder Westsahara, Tschetschenien
oder Libanon, überall, wo die Waffe verwendet wurde, zeigt sich: Neun
von zehn Opfern sind zivil, oft sogar mehr, darunter viele Kinder.
Besonders eifrig wirft das US-Militär diese Bomben ab. Seine
Strategen halten sie für legitim und nützlich. Nützlicher für den
Frieden wäre es fraglos, mehr Augenmerk auf den Erhalt der Ehre zu
legen.
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