Nicht zu selbstsicher
Die Erleichterung war Commerzbank-Chef Martin Blessing direkt
anzusehen: Endlich einmal konnte er wieder einigermaßen positive
Nachrichten verkünden. Immerhin ist seine Bank in die schwarzen
Zahlen zurückgekehrt, wobei ein Gewinn von 78 Millionen bei einer
Bilanzsumme von 550 Milliarden Euro nicht wirklich beeindruckend ist.
Aber die Bank hat es immerhin geschafft, ihre Altlasten etwas
schneller und weiter abzubauen als geplant. Es verbleibt immer noch
ein riesiger Batzen, aber die Aktionäre honorieren das Bemühen. Sie
sind offensichtlich froh, wenn das Portfolio der giftigen Papiere
möglichst schnell verschwindet, koste es, was es wolle. Ob die Bank
wirklich stabil genug ist, wird sich spätestens bei der Bilanzprüfung
und dem Stresstest der Europäischen Zentralbank im Herbst zeigen.
Allzu viele Vorschusslorbeeren sollten die Aktionäre nicht verteilen.
Was wirklich zählt, ist das operative Geschäft. Und das läuft zurzeit
eher mau. Der Mittelstand bleibt zwar wichtigste Ertragssäule,
lieferte zuletzt aber ein Drittel weniger ab, weil Unternehmen sich
mit Investitionen und Kreditaufnahmen zurückhalten. Die niedrigen
Zinsen drücken die Marge. Und die Privatkunden kommen zwar wieder zur
Bank, aber der Werbeaufwand ist groß. Deshalb sollte das Geldhaus
sich nicht zu selbstsicher geben.
Brigitte Scholtes
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