Neue OZ: Kommentar zur Union

Streit schreckt ab

Umfragewerte sind stets flüchtige Momentaufnahmen, daher sollte
man sie nicht überbewerten. Die Erfahrungen zeigen, dass
Regierungsparteien am Ende einer Wahlperiode oft besser dastehen als
mittendrin.

Dennoch muss die Union das Abrutschen unter die 30-Prozent-Marke
alarmieren, beweist es doch den enormen Vertrauensverlust, den CDU
und CSU in den vergangenen Monaten erlitten haben. Mit
Startschwierigkeiten lässt sich das inzwischen nicht mehr allein
erklären.

Zum Sinkflug wesentlich beigetragen hat der ständige, die Wähler
nervende Streit zwischen CSU und FDP. Zerstrittene Koalitionspartner,
die sich auf Kosten anderer profilieren wollen, sind selten populär.

Doch auch öffentlich ausgetragene Flügelkämpfe oder Angriffe wie
der vom CDU-Mittelständler Josef Schlarmann lassen die Volkspartei
CDU wenig anziehend erscheinen – ein Problem, mit dem sich vor
einigen Jahren eher die SPD herumplagen musste. Es ist in der
Öffentlichkeit schwer zu erkennen, wofür die Union steht, etwa in der
Frage der Rentengarantie, der Gesundheitsreform oder der Atompolitik.

Zuviel Pragmatismus verwischt das Profil. Und bisher ist Angela
Merkel nicht der Spagat gelungen, ihre Partei zu modernisieren und
für neue Wählerschichten attraktiv zu machen und zugleich
konservative Stammwähler zu binden.

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