Nein, eigentlich geht es niemanden etwas an, wenn
Frank-Walter Steinmeier seiner Ehefrau eine seiner Nieren spendet.
Man könnte diese Nachricht irgendwie sympathisch – oder gar
romantisch – finden, den beiden viel Glück und ihren Ärzten viel
Erfolg wünschen und sich dann anderen Themen widmen. Dennoch wird
diese private Entscheidung zu einem Politikum. Nicht deswegen, weil
Steinmeier eben ein Spitzenpolitiker ist. Sondern weil er mit diesem
persönlichen Schritt eine echte Vorbildfunktion beweist. Jenseits von
allem parteipolitischen Gerangel – aber mitten in einer
gesellschaftspolitischen Problemzone. Fünf bis sechs Jahre müssen
Nierenkranke auf ein Spenderorgan warten – ob das dann auch passt und
nicht wieder abgestoßen ist, bleibt ein Risiko. Quälende Dialysen
helfen diesen Kranken, die Zeit bis zur rettenden Operation zu
überbrücken. Wenn ihnen die Zeit bleibt. Jeden Tag sterben drei
Menschen in Deutschland, weil sie keinen Spender finden. Nur 17
Prozent der Bürger in Deutschland haben einen Organspendeausweis.
Doch sollten es wirklich 83 Prozent sein, die aus ethischen,
religiösen oder anderen sehr persönlichen Gründen nicht spenden
mögen? Wohl kaum. Wahrscheinlicher ist ein Informationsdefizit oder
einfach Desinteresse – und hier kommt Steinmeier ins Spiel. Der Mann
hat schon lange einen Organspendeausweis für den Fall seines Todes,
nun hat er sich aus Liebe zu einer Lebendspende entschlossen. Dass
das nicht jedermann kann oder will, ist verständlich. Aber vielleicht
kommt der eine und andere nun ins Grübeln. Sterben müssen wir alle –
aber vielleicht können wir danach Leben retten.
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Neue Presse Hannover
Petra Rückerl
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