Die Mitte der Gesellschaft reagiert nicht sensibler auf
wirtschaftliche Unsicherheiten als Angehörige der unteren und oberen Schicht.
Dieses Ergebnis der heute vorgestellten Studie des Roman Herzog Instituts (RHI)
mit dem Titel „Mittelschicht in Deutschland: Verunsichert und ratlos?“ zeigt,
dass vielmehr die These der besonderen Verunsicherung der Mittelschicht kritisch
hinterfragt werden sollte.
„In der heutigen digitalisierten und globalisierten Arbeitswelt sind
Erwerbsbiographien kaum noch langfristig planbar. Das führt zu einer gewissen
Verunsicherung bei den Menschen. Doch entgegen der gängigen Meinung ist die
Mittelschicht hiervon nicht im besonderen Maße betroffen. Vielmehr zeigt unsere
Studie, dass die Mitte der Gesellschaft es verstanden hat, flexibel und
pragmatisch auf den digitalen und gesellschaftlichen Wandel zu reagieren“, sagte
Prof. Randolf Rodenstock, Vorstandsvorsitzender des RHI.
Die Studie um das Forschungsteam von Holger Lengfeld, Professor für Soziologie
mit dem Schwerpunkt Institutionen und Sozialer Wandel an der Universität
Leipzig, untersucht den Zusammenhang zwischen Statusverunsicherung in der
Mittelschicht und der zeitnahen Umsetzung oder Aufschiebung von zentralen
Lebensentscheidungen, wie beispielsweise der Familiengründung oder dem Erwerb
von Eigentum.
Unter Statusverunsicherung wird die Sorge der Menschen verstanden, den eigenen
Lebensstandard aufgrund von beispielsweise befristeten Arbeitsverträgen oder
Teilzeitarbeit in Verbindung mit einer hohen Abgabenlast nicht aufrechterhalten
zu können. Die Studienautoren greifen für ihre Untersuchung auf den
ProMIS-Survey, repräsentative Befragungsszenarien sowie einem Schichtvergleich
zurück.
„Die Analyse zeigt, dass sozialversicherungspflichtig Beschäftigte wie
Angestellte und Arbeiter grundsätzlich dazu neigen, langfristige
Lebensentscheidungen bei wirtschaftlichen Herausforderungen aufzuschieben oder
gar nicht erst wahrzunehmen. Es gilt diese Entwicklung weiterhin im Blick zu
haben und die daraus sich ergebenden Implikationen für unsere Gesellschaft
kontinuierlich zu evaluieren“, forderte Rodenstock.
Die Publikation kann kostenlos unter www.romanherzoginstitut.de bestellt sowie
heruntergeladen werden.
Das ROMAN HERZOG INSTITUT versteht sich als Plattform für freies Nach-, Vor- und
Querdenken. Im interdisziplinären Diskurs mit führenden Persönlichkeiten werden
visionäre und inspirierende Antworten auf brennende Fragen unserer Zeit
erarbeitet. Bundespräsident Professor Roman Herzog war Schirmherr des RHI und
ist der Namensgeber des Instituts. Sein reformerisches Denken ist wegweisend für
die Ausrichtung des RHI.
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