Neue Westfälische (Bielefeld): CSU-Parteitag GAU und Gauweiler RALF MÜLLER

Gleich zwei Kühe hat der CSU-Vorsitzende Horst
Seehofer auf dem Parteitag in Nürnberg vom Eis gebracht: Zum einen
hat ein klug formulierter Leitantrag die Lage an der
innerparteilichen Euro-Front erst einmal einigermaßen befriedet, zum
anderen gelang es, den Einbruchsversuch des Parteirebellen,
Populisten und Euro-Skeptikers Peter Gauweiler in den zwangsweise
geordneten obersten Führungszirkel zu verhindern.   Dafür muss
freilich ein Preis bezahlt werden: Die massiven Abwehrmaßnahmen des
Parteiestablishments hinter den Kulissen müssen Verletzungen
hinterlassen haben. Und wenn die Crew um Seehofer nicht überzeugen
kann, wird der Druck des rechten Parteiflügels immer stärker werden.
  Die Parteiführung war so damit beschäftigt, auf dem Parteitag
nichts anbrennen zu lassen, dass visionäre und begeisternde Momente
Mangelware blieben.  Von Aufbruchstimmung in der scheinbar ewigen
bayerischen Regierungspartei war wenig zu merken, mehr von
Frustration und Unzufriedenheit, die sich auch in erstaunlich vielen
Gegenstimmen beziehungsweise Wahlverweigerungen bei den
Vorstandswahlen niederschlug. Man darf daran erinnern, dass in
früheren Jahren Vorstandswahlergebnisse unter 90 Prozent als
enttäuschend gewertet wurden.   In der Partei hat sich offensichtlich
eine Art Bodensatz von 10 bis 20 Prozent Dauerunzufriedenen gebildet,
denen die ganze Richtung nicht mehr passt, obwohl es in der
Seehofer-CSU demokratischer und offener zugeht und mehr diskutiert
wird als in der Stoiber-CSU.   Den drohenden Machtverlust in Berlin
2013 wird die CSU allein nicht verhindern können, aber den
Machtwechsel in München muss sie verhindern, sonst gehen bei den
Christsozialen für lange Zeit die Lichter aus. Und dieser GAU wäre
weitaus schlimmer als ein Gauweiler im engsten Führungszirkel.

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