Deutschland ist ein starkes Land. Ein Land, in
dem sich die große Mehrheit der Einwohner viel leisten kann, weil sie
viel leisten. Und weil die Menschen in Deutschland gelernt haben,
sich klug und beweglich auf unterschiedliche Situationen
einzustellen. Trotz des jüngst beobachteten Führungsversagens im Land
weisen viele Daten wieder nach oben. Die große Finanz- und
Wirtschaftskrise der vergangenen Monate haben die Deutschen
überraschend gut weggesteckt. Dafür gibt es viele Gründe. Einer ist:
Die Sozialpartner haben zusammengehalten. Die Gewerkschaften sind
nicht mit übertriebenen Lohnforderungen aufgetreten, haben nicht
übermäßig gegen Leih- und Zeitarbeit gewettert, die einen atmenden
Arbeitsmarkt ermöglicht. Und die Unternehmen haben trotz dünner
Auftragslage nicht sofort auch die Belegschaften ausgedünnt. Sie
wissen, dass sie ihre guten Leute in Zukunft noch dringend brauchen
werden. Die meisten haben von ihren Besitzständen durch die Krise
nichts verloren, es geht den Deutschen gut. Die Zahl der Arbeitslosen
ist gesunken. Griechen, Portugiesen und andere Europäer wären froh,
wenn sie unsere Probleme hätten. Das registriert jedoch kaum jemand.
Die Krise ist vorbei, und keiner merkt“s. Alle sehen überall nur
Probleme und übersehen dabei die positiven Zeichen. Sogar die
Bundesregierung ist nicht in der Lage, die gute Nachricht, dass
aufgrund des robusten Arbeitsmarktes 20 Milliarden Euro weniger
Kredite aufgenommen werden müssen, auch als solche zu verkaufen.
Schon bricht innerhalb der Regierung wieder ein Streit los – wieder
um eine mögliche Steuersenkung. Klagten alle Beteiligten bis vor
kurzem noch über Massenarbeitslosigkeit, wird plötzlich der
Fachkräfte- und Lehrlingsmangel zur Bedrohung. Das verstehe, wer
will. Hauptsache jammern. So seien wir Deutschen eben veranlagt,
sagen Experten. Spätestens seit der Romantik (18./19. Jahrhundert)
seien wir ein Volk von Schwerblütern, die das Leben nicht zu genießen
wissen und die freudlos vor sich hin leben. Die Fußballfans beim
Public Viewing beweisen das Gegenteil: Trotz magerer Fußballkost
gegen Ghana (Achtung: Mäkelei) feiern sie unbeschwert den Einzug der
deutschen Nationalmannschaft ins Achtelfinale der WM und sich selbst.
Gut so. Selbst wenn Löws Elf ausscheiden sollte, wäre das kein Grund,
in Depression zu verfallen. Dann kann man immer noch sich selbst
hochleben lassen. Im wirklichen Leben jenseits des Fußballs täte es
auch gut, optimistischer zu sein. Gute Stimmung macht Lust auf mehr.
Wer sich aber mit Unternehmern unterhält, hört von „nur gebremstem
Optimismus“. Immerhin. Nachlassen dürfen Regierung, Unternehmen und
Arbeitnehmer natürlich nicht. Die Sparbemühungen in Berlin müssen
sozial korrigiert und fortgesetzt werden, die Unternehmen müssen
weiter auf die Innovations-Tube drücken und ihre Mitarbeiter auch
ohne Angst um den Job im Nacken ihr Bestes geben. Stimmung ist es
natürlich nicht allein, aber Anstrengungen gelingen besser mit dem
Blick auf das Positive, nicht im Starren auf die eigenen Ängste.
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