Politikern und Wirtschaftsbossen wird oft
„Arroganz der Macht“ vorgeworfen. Es gibt aber auch eine Arroganz der
Kritik. Anonyme Deutschlandhasser wollen am Wochenende die zentrale
deutsche Einheitsfeier in Bremen sabotieren – mit Gewalt gegen
Sachen, aber auch mit dem Schüren von Ängsten bei den Festbesuchern
und bei den Veranstaltern. Ja, sie nehmen sogar Einzelpersonen aufs
Korn und drohen ihnen indirekt mit Anschlägen auf ihr Eigentum. Der
Cheforganisator, ein freundlicher Familienvater mit keinerlei Hang zu
Nationalismus und Deutschtümelei, hat das Pech, mit voller Adresse im
Telefonbuch zu stehen. Er muss jetzt mindestens um die Sicherheit
seines Autos fürchten. Natürlich bleibt es Gegnern des Politik- und
Wirtschaftssystems unbenommen, Kritik an den hiesigen Zuständen zu
äußern. Schließlich liegt auch in Deutschland einiges im Argen, und
von den einst versprochenen „blühenden Landschaften“ sind zumindest
große Teile Ostdeutschlands immer noch weit entfernt. Aber sind
Steine und Brandsätze Argumente? Gibt es irgendeine Rechtfertigung
für das Terrorisieren von Einzelpersonen? Natürlich nicht. Zum Glück
sind nicht alle Staats- und Kapitalismuskritiker so arrogant und
menschenfeindlich wie die anonymen Internet-Hassprediger. Deshalb ist
zu hoffen, dass auf der „antinationalen“ Demonstration am Vorabend
des 3. Oktober die Gewaltfreien die Oberhand behalten. Aber auch die
Polizei sollte besonnen bleiben. Bei der letzten Einheitsfeier in
Bremen 1994 hatte sie den Fehler gemacht, mit Durchsuchungen und
vergeblichen Demonstrationsverboten die Stimmung noch zusätzlich
aufzuheizen. Diesmal agiert sie hoffentlich mit mehr Augenmaß, so
dass sie den Krawallmachern keinen zusätzlichen Vorwand für ihre
Randale liefert.
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