Neue Westfälische (Bielefeld): Fachkräftemangel Hausgemachte Hürden ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN

Deutschland braucht dringend Ausländer – nicht
irgendwelche, sondern hochqualifizierte, die zum Beispiel die Lücken
bei der Informatik oder den Naturwissenschaften schließen könnten. Da
sind sich im Prinzip alle Experten und viele Verbandsvertreter der
Wirtschaft einig. Eigentlich müsste Deutschland die Arme weit öffnen
und Spezialisten willkommen heißen – egal, welcher Religion sie
angehören, und auch egal, ob sie aus der EU oder anderen Kontinenten
stammen. Es ist eine spannende Frage, warum das nicht der Fall ist.
Es liegt übrigens nicht nur an der Politik. Obwohl die Politik
überflüssige gesetzliche Hürden schafft und solche Fragen auch gerne
schnell emotionalisiert. Man denke an den Spruch „Kinder statt Inder“
oder Horst Seehofers Diktum „Keine Fachkräfte aus anderen
Kulturkreisen“. Es liegt auch an den Unternehmen selbst, deren
liebster Arbeitnehmer häufig genug immer noch der mittelalte
eingesessene Deutsche darstellt. Wer ein Superdiplom in der Tasche,
aber beispielsweise einen türkischen Namen hat, stößt hingegen bei
der Bewerbung auf Schwierigkeiten. Die Angst vor dem Anderen ist
häufig größer als die vor dem Fachkräftemangel. Deutschland hat im
weltweiten Wettbewerb um die klügsten Köpfe sowieso schon Nachteile –
zum Beispiel durch die Sprache. Wenn sich dazu aber noch hausgemachte
Ängste, Vorurteile und oft genug auch eine bürokratische Abwehr
gesellen, ist dieser Wettlauf nicht mehr zu gewinnen.

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