Neue Westfälische (Bielefeld): Finanznot der Krankenhäuser Auf Galle komm raus PETER STUCKHARD

Wenn im Gesundheitssektor eine Gruppe von
Leistungsanbietern nach mehr Geld ruft, ist Misstrauen angebracht.
Zumal dann, wenn in den Truhen des Gesundheitsfonds und bei den
Krankenkassen ein Schatz im Wert von 30 Milliarden Euro darauf
wartet, gehoben zu werden. Wir sollen also glauben, dass den
deutschen Krankenhäusern das Wasser bis zum Hals steht. Vieles
spricht dafür. Vor den Zahlen die Alltagserfahrung: Wer hätte noch
nicht aus der Familie oder dem Freundeskreis Klagen darüber gehört,
dass Ärzte und Pflegepersonal zu wenig Zeit haben, sich nicht
genügend um die Kranken kümmern können. Auch wenn eine Klinik kein
Hotel ist, sollte doch nicht zur Regel werden, dass die Verwandten
für die Verpflegung sorgen müssen. Soweit ist es noch nicht, aber die
Überlastung des Personals ist überall spürbar. Soweit der subjektive
Faktor. Zu den Zahlen: Auch für die Krankenhäuser steigen die
Energiekosten. Nicht nur die. Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund
fordert sechs Prozent mehr Gehalt und dem Pflegepersonal steht erst
recht ein ordentlicher Schluck aus der Pulle zu. Nun kann eine Klinik
diese Kostensteigerungen nicht einfach auf die Preise abwälzen. Die
Preise und deren Entwicklung werden staatlich verordnet. Im laufenden
Jahr dürfen es zwei Prozent mehr sein. Dass diese Erlössteigerung die
Kostenentwicklung nicht auffangen kann, ist nachvollziehbar. Die
Folge wird sein: Die Kliniken werden die Leistungsmengen – auf Galle
komm raus, auf Knieprothese hinein – ausweiten müssen. Soweit der
objektive Faktor. Dass der Finanzminister dem Gesundheitssektor in
diesem Jahr 2,5 Milliarden Euro zur allgemeinen Haushaltssanierung
aus dem Gesundheitsfonds stehlen will, ist vor diesem Hintergrund
empörend genug. Dass es 2014 noch einmal 2 Milliarden sein sollen,
ist ein Skandal.

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