Italiens Wähler sind verwirrt. Der zuverlässige,
aber beim Volk zuletzt immer unbeliebtere Mario Monti gibt dem Land
eine Agenda vor, die nach seiner Meinung von der nächsten Regierung
zu befolgen ist. Aber wenn stimmt, was der italienische Noch-Premier
behauptet hat, dann finden die Italiener seinen Namen nicht auf dem
Abstimmungszettel bei den Parlamentswahlen Ende Februar. Wie sollen
sie der unbequemen Seriosität ihre Stimme geben, wenn diese keinen
wählbaren Namen hat? Montis jüngster Schachzug ist ein reizvolles und
für die italienische Parteipolitik gänzlich ungewöhnliches
Experiment. Statt wie bislang üblich alles auf den Namen zu setzen,
provoziert der Wirtschaftsprofessor mit Inhalten. Wachstum, EU,
Einsparungen, Arbeit und Justiz sind die Pfeiler seiner Agenda. Monti
wirbt nicht um Stimmen, sondern für weitere notwendige Reformen, zu
der sich die seine Regierung tragende Mehrheit nicht durchringen
wollte. Die Protagonisten des italienischen Politikbetriebs, die seit
den Zeiten Silvio Berlusconis einen populistischen Wettbewerb von
Gesichtern und Gemeinplätzen gewohnt sind, fühlen sich betrogen. Doch
Monti weiß, dass seine Ideen Italien weiter aus der Krise führen und
Berlusconi in die politische Bedeutungslosigkeit zwingen können.
Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de
Weitere Informationen unter:
http://