Lange Schlangen vor Wahllokalen in Katalonien
signalisierten, dass der Unabhängigkeitswille in der
nordostspanischen Mittelmeerregion ungebrochen ist. Auch mit zwei
gerichtlichen Verboten konnte die spanische Regierung nicht
verhindern, dass Hunderttausende Katalanen über ihre Zukunft
abstimmten. Und es ist unschwer vorauszusagen, dass die große
Mehrheit für einen eigenen Staat votierte. Auch wenn diese
Volksbefragung wegen des Einspruchs der spanischen Verfassungsrichter
keine offizielle sein durfte und nicht von der katalanischen
Regionalregierung, sondern von Freiwilligen der
Unabhängigkeitsbewegung organisiert wurde – dieser symbolische Akt
der Bürgerbeteiligung ist doch ein Stich ins Herz der spanischen
Nation. Da wird es wenig helfen, wenn Spaniens konservativer
Ministerpräsident Regierungschef Mariano Rajoy versichert, dass diese
Abstimmung „überhaupt keine Auswirkungen“ hat. In den letzten Jahren
ist die Bewegung der katalanischen Abspaltungsbefürworter stetig
gewachsen. Angetrieben von den immer neuen Absagen der spanischen
Zentralregierung in Madrid, über die Unabhängigkeit Kataloniens
überhaupt nur sprechen zu wollen. Mit dieser starren Haltung erweist
Spaniens Regierungschef Rajoy der Nation einen Bärendienst. Denn mit
jedem „No“ aus seinem Munde ertönt das „Si“ in Katalonien nur um so
lauter.
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