Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Arbeitgeber tricksen beim Mindestlohn Mehr Kontrolle Hannes Koch, Berlin

Manche Dinge passieren nicht von selbst. Man
muss darum kämpfen. Und es braucht Gesetze, auch künftig. Ein
Beispiel dafür ist der verpflichtende Mindestlohn für Beschäftigte in
bundesdeutschen Firmen. Viele Arbeitnehmer erhalten ihn bereits – ein
großer Fortschritt. Aber viele eben auch nicht. Etwa 2,5 Millionen
Erwerbstätige, die eigentlich einen Anspruch auf bessere Bezahlung
haben, kommen nicht in ihren Genuss, ermittelte das Deutsche Institut
für Wirtschaftsforschung (DIW). Viele Beschäftigte erhalten die 8,84
Euro nicht. Dafür mag es nachvollziehbare, individuelle Gründe geben.
Nicht wegen jeder Stunde Mehrarbeit will man sich mit Nachforderungen
bei den Vorgesetzten unbeliebt machen. Und manches muss sich
einschleifen. Mancher Chef hört den Schuss wohl erst, wenn der Zoll
im Haus steht. Nicht ignorieren darf man allerdings die
Erfahrungsberichte der Kontrolleure. Nicht wenige Firmeninhaber
suchen trickreich Umwege, um ihren Beschäftigten den vollen Lohn
vorzuenthalten. Da helfen nur mehr Kontrollen und vielleicht auch
ausgeweitete Berichtspflichten für die Unternehmen. Listen über die
Arbeitszeit der Angestellten zu führen, mag lästig sein, es erweist
sich aber als nötig. Gut, dass sich der Wirtschaftsflügel der Union
und die FDP bei den Jamaika-Sondierungen mit ihrer Forderung nach
weniger Bürokratie nicht durchsetzen konnten. Sollte es zur
abermaligen Großen Koalition kommen, wären bessere Kontrollen des
Mindestlohns ein Punkt auf der To-do-Liste der neuen Regierung.

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