Tricksen, tarnen, täuschen – in der bereits seit
Jahren in Verruf stehenden Fleischindustrie werden auch weiterhin
grundlegende Arbeitsschutzregeln missachtet. Vor allem Osteuropäer
leiden unter den krassen Defiziten. Dabei werden die Arbeiter nicht
von Schlacht- oder Verarbeitungsfabrikanten angestellt, sondern
häufig über zweifelhafte Werkverträge von Subunternehmern. Bekannt
ist das seit langer Zeit, doch weder Gewerkschaften noch politische
Akteure haben es bisher vermocht, die Verhältnisse in der Branche
einschneidend zu verbessern. In vielen Schlachthöfen
Nordrhein-Westfalens stehen mehrere hundert Menschen im
Schichtbetrieb an den Fließbändern, hantieren dicht an dicht und
unter Zeitdruck mit extrem scharfen Messern. Fern jeden Wissens über
ihre Rechte als Arbeitnehmer lassen sie sich für einen Hungerlohn
unter immensen psychischen Druck setzen. Oft fehlt es an notwendigen
arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen. Zu allem Übel am
Arbeitsplatz leben die Fleischzerleger nicht selten in engen
Unterkünften, für die sie dann auch noch völlig inakzeptable Mieten
zu zahlen haben. Wer es wagt zu widersprechen, riskiert seinen Job.
Berichte über Schlägertrupps, die einen Streik niedergeprügelt haben
sollen, setzen dem Ganzen die hässliche Krone auf. Inzwischen
brandmarken nicht nur Medien und Gewerkschaften die Lebens- und
Arbeitsbedingungen auf den Schlachthöfen, sondern endlich auch
Regierungen in NRW und Niedersachsen. Die Fleischerzeugerländer
wollen nun gemeinsam ein Gesetz vorantreiben, um Missbrauch und Elend
zu bekämpfen. Bis zur Verabschiedung des Entwurfs profitiert
Deutschland weiter von Mindestlöhnen der Nachbarländer – und von den
osteuropäischen Billigarbeitern, die das enorme Produktions- und
Exportwachstum der Branche maßgeblich mittragen.
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