Man kann Gerhard Schröder und Jürgen Trittin
vorwerfen, was man will. Jedenfalls waren die Spitzen der rot-grünen
Koalition vor zehn Jahren erstaunlich hellsichtig. Der Atomausstieg,
den sie damals mit den Energiekonzernen aushandelten, ist noch immer
auf der Höhe der Zeit. Im Kern könnte der neue Konsens, den die
schwarz-gelbe Koalition in der kommenden Woche formuliert, dem alten
Beschluss ziemlich nahe kommen. Innerhalb eines Vierteljahres knapp
die Hälfte der deutschen Atomkraftwerke zu Schrott zu erklären, ist
ein Riesenschritt. Man kann sich fragen, ob die Bundesregierung
Wirtschaft und Bürger nicht überfordern würde, wenn sie noch größere
Eile verlangte. Denn eines darf nicht passieren: ein Stromausfall
durch mangelnde Produktionskapazität. Käme es dazu, schlüge die
öffentliche Meinung sofort um. Deshalb ist die Regierung gut beraten,
der Energiewirtschaft eine gewisse Zeit zur Anpassung zu gewähren.
Und die Bürger brauchen ebenfalls etwas Muße, um sich an die neue
Lage zu gewöhnen. Denn auch ihnen wird die Regierung mit dem Ausstieg
etwas abverlangen: in Maßen steigende Strompreise und jede Menge
Baumaßnahmen. Windparks und Stromtrassen lassen sich nicht von heute
auf morgen gegen den Protest der Bürger durchsetzen.
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