Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Biosprit E10 Schlecht vorbereitet CARSTEN HEIL

Gut gemeint ist nicht gut gemacht. Die
Einführung des neuen Biosprits E10 ist vom federführenden
Umweltministerium so mies organisiert worden, dass der Beobachter nur
noch Mitleid mit Minister Norbert Röttgen haben kann. Die Autofahrer
dagegen verhalten sich vernünftig, wenn sie vorerst lieber darauf
verzichten, den neuen Biokraftstoff zu tanken. Es gibt zu viele
offene Fragen. Dabei geht es nicht nur darum, ob der Stoff mit dem
höheren Ethanolgehalt nicht doch die Motoren schädigt. Das wissen
nicht mal die Experten ganz genau und widersprechen sich. Schon die
Begründung für den neuen Treibstoff ist umstritten. Klimaschonend
soll er sein. Umweltschonend in umfassendem Sinne ist er nicht, nach
allem, was man weiß. Agrarflächen für die Lebensmittelproduktion
werden verknappt, in Übersee unter Umständen sogar Wälder abgeholzt;
ob die Produktion von Sprit aus Zuckerrüben und Weizen wirklich
klimaschonend ist, kann dem Autofahrer niemand sagen; das ethische
Problem, dass Lebensmittel angesichts einer hungernden
Weltbevölkerung in den Autotank gekippt werden, ist ungelöst. Wenn
jetzt wegen E10 der Verbrauch von Motoröl steigt, fällt die
Öko-Bilanz endgültig negativ aus. Sicher ist: Der Verkehr muss
weniger klimaschädlich werden. E10 scheint dafür ungeeignet.

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