Ein Schrank voller grausamer Schicksale. Dass er
so voll werden würde, hätte Christine Bergmann wohl selbst nicht
gedacht. In ihm stapeln sich die Dokumentationen der rund 15.000
Anrufe, Briefe und E-Mails, die die ehemalige
Bundesfamilienministerin ein Jahr lang ausgewertet hat. Es sind
Berichte von Menschen, die durch die Hölle gingen. Besonders
bezeichnend ist: Der jüngste der Anrufer war erst acht Jahre alt, und
die Mehrheit hat zum ersten Mal über ihr Schicksal gesprochen.
Deshalb verdient nicht nur die Arbeit Bergmanns an sich, sondern auch
ihr Abschlussbericht Respekt. Den betroffenen Institutionen, darunter
die katholische Kirche, dürften ihre Forderungen nicht gefallen. Zu
lange hat die Politik das Thema Entschädigungen ausgeklammert. Nun
ist sie in Zugzwang: Die Vorschläge für den Ausbau der
Therapieangebote sind längst überfällig, der Sparkurs der Kommunen
ist nicht hinnehmbar. Die Arbeit mit Opfern von Gewalt darf keine
freiwillige Aufgabe sein, sie ist eine gesellschaftliche
Verpflichtung. Die Einrichtung der Missbrauchsbeauftragten-Stelle war
nur ein Anfang. Jetzt ist es Zeit zu handeln.
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