Im Prozess um den Tod von Dominik Brunner auf
dem Münchener S-Bahnhof Solln läuft es so wie fast immer, wenn
stupide Gewalttaten vor Gericht verhandelt werden: Die Täter zeigen
sich klein und reumütig, schieben einander die Hauptschuld zu und
entschuldigen sich selbst mit „Blackout“ sowie Enthemmung durch
Drogen und Alkohol. Schäbige Routine, könnte man sagen. Der Fall ist
der traurige Höhepunkt einer Serie von Gewalttaten in öffentlichen
Verkehrsmitteln, die in der Regel von männlichen, meistens
alkoholenthemmten Jugendlichen ausgeht. Und er ist auch in seiner
Jämmerlichkeit nicht zu überbieten: Ein paar Euro wollten Jugendliche
von Kindern abpressen. Vor allem aber ging es darum, sich
aufzuspielen, sein Mütchen zu kühlen, zu zeigen, was für ein toller
Hecht man doch sei. Da kam ihnen der Manager aus Niederbayern in die
Quere. Ein geeignetes Objekt für die damals 17 und 18 Jahre alten
Underdogs, ihren Aggressionen freien Lauf zu lassen. Die Angeklagten,
das zeigte sich schon am ersten Gerichtstag, kommen aus schwierigen
Verhältnissen. Ihr Leben kreiste ums Saufen, Kiffen und
Kleinkriminalität. Ein Biotop, das nicht nur in Berlin-Marzahn,
Köln-Finkenberg oder Hamburg-Sankt Pauli, sondern auch im reichen und
vornehmen München existiert. Dieses Biotop ist freilich gut
eingebettet in eine allgemeine Gewaltverherrlichung, die sich unter
anfälligen Jugendlichen breit gemacht hat. Die Münchener
Staatsanwaltschaft klagte die Täter wegen Mordes an. Das zu beweisen,
dürfte nicht ganz einfach werden.Ein hartes Urteil wäre Genugtuung
für die Angehörigen des Opfers und die Öffentlichkeit, aber ob es auf
Nachahmer abschrecken würde, muss bezweifelt werden. Als Markus S.
und Sebastian L. auf Dominik Brunner einschlugen, dachten sie sicher
nicht an das Strafmaß, das ihnen droht.
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