Wie immer, wenn deutsche Soldaten im Sarg oder
schwerverletzt aus Afghanistan zurückkehren, setzt das politische
Ritual ein. Jetzt erst recht dürfe die Bundeswehr nicht weichen, man
dürfe den Taliban nicht das Feld überlassen, so oder ähnlich klingt
es aus Berlin herüber. Doch die ersten Toten aus der Nachbarschaft
sind Anlass genug, erneut zu fragen: Was macht die Bundeswehr in
Afghanistan? Sie verteidigt jedenfalls nicht die Freiheit der
Deutschen. Die Taliban mögen finstere Gesellen sein, deren
Kulturkampf uns entsetzt. Die afghanischen Glaubenskrieger sind aber
keine Gefahr für den Westen. Eine Gefahr für den Westen sind eher die
mit saudi-arabischen Ölmilliarden der wahabitischen Herrscher
gefütterten Koranschulen in Pakistan und anderswo. Dort ist die
Brutstätte der finstersten islamistischen Verblendung. Nur traut sich
kein Politiker, den saudischen Feudalherren das mal zu erklären. Man
kauft lieber Öl und verkauft ihnen Waffen. Nicht jeder Paschtune ist
ein Taliban, aber jeder Taliban ein Paschtune, heißt es. Ja glauben
unsere Abgeordneten, die die jungen Leute in den Tod schicken, im
Ernst, Tausende von Jahren Stammestradition ließen sich mit
militärischen Mitteln beseitigen? Die paschtunische Frau im
westlichen Sinne zu befreien wird nicht gelingen, ob uns das gefällt
oder nicht. Ob die Bundeswehr, die zunehmend als Besatzungsarmee
wahrgenommen wird, jetzt oder in zehn Jahren Afghanistan verlässt: Es
gibt dort nichts zu gewinnen.
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