Die meisten Bürger dieses Landes werden sich
noch keine Gedanken darüber gemacht haben, was sie im September oder
Oktober 2013 tun werden. Ganz anders die Berliner Polit-Strategen:
Zweieinhalb Jahre, also fast tausend Tage, vor dem nächsten geplanten
Bundestagswahltermin nimmt die Debatte um mögliche Herausforderer
oder Herausforderinnen von Kanzlerin Angela Merkel plötzlich Fahrt
auf. Angetrieben von aktuellen Umfragewerten der Meinungsforscher,
die Rot-Grün, pardon: Grün-Rot, eine Mehrheit prognostizieren, lässt
sich die Opposition auf gefährliche Gedankenspiele ein. Da
kokettieren die Grünen als Fukushima-Profiteure mit der noch vor
wenigen Wochen für unmöglich gehaltenen Aussicht, einen eigenen
chancenreichen Kandidaten ins Rennen zu schicken. Ungewohntes
Terrain, das sogar den einstigen Vorzeige-Außenminister Joschka
Fischer nötigte, seine Rückkehr auf die große Politik-Bühne
auszuschließen. Viel erstaunlicher ist die Offensive der SPD.
Wahrlich nicht von Wahlerfolgen getrieben, schickt Parteichef Sigmar
Gabriel seine Truppen früh aufs Feld. Scholz, Wowereit, Steinbrück,
Steinmeier und Kraft – sie alle werden vom Vorsitzenden für
kanzlerkandidatenfähig ausgewiesen. Doch nicht immer fängt der frühe
Vogel den Wurm. Es ist noch ein langer politischer Weg bis aufs
Kandidatenschild. Das weiß natürlich auch Gabriel, der seine eigenen
Ambitionen im Blick behält. Das Taktieren der Sozialdemokraten hat
also längst begonnen. Dabei ist der richtige Kandidat – egal ob bei
Roten oder Grünen – nur die eine Seite der Medaille. Für den Einzug
ins Kanzleramt muss eine Partei mehr vorweisen. Glaubwürdige und
verlässliche Politik ist beim Wähler gefragt. Und die gilt es bis zum
Herbst 2013 zu entwickeln und zu beweisen.
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