Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Ende des G-8-Gipfels Mehr als ein Debattierclub PETER HEUSCH, DEAUVILLE

Wohl wissend, dass weltweit relevante
Entscheidungen mittlerweile eher auf G-20-Gipfeln getroffen werden,
hatte  der G-8-Club der Reichen und Mächtigen vor seiner
Zusammenkunft in Deauville die Latte betont niedrig gelegt. Zwanglos
und informell sei das Treffen angelegt, konkrete Beschlüsse nicht zu
erwarten. Doch die acht Staatenlenker schossen deutlich über das Ziel
eines lockeren Meinungsaustauschs hinaus.   So ist die Unterstützung,
die die reichsten Industrieländer gestern den arabischen
Reformstaaten zusagten, keineswegs eine blumige Absichtserklärung,
sondern eine handfeste, mit klingender Münze unterfütterte Förderung
des Demokratisierungsprozesses – Signalwirkung inklusive. Und in
Tripolis dürfte man die gemeinsam von Obama und Sarkozy demonstrierte
Entschlossenheit, „den Job in Libyen rasch zu Ende zu bringen“, ganz
sicher nicht als leere Drohung aufgefasst haben.   Unerwartet auch
der Fortschritt beim Thema atomare Sicherheit. Die
Selbstverpflichtung der Gipfelteilnehmer, ihre Atommeiler demnächst
regelmäßigen Stresstests zu unterziehen, läuft unter dem Strich auf
eine globale Erhöhung der Sicherheitsstandards hinaus.  Nachdem die
EU bereits Stresstests für ihre Atomkraftwerke vereinbart hat, sind
mit dem Nachziehen Japans, Kanadas und der USA nun so gut wie alle
weltweit gebauten Atomkraftwerke betroffen.   Über die Bestätigung
von Carla Brunis Schwangerschaft hinaus können sich die Resultate des
Gipfels also durchaus sehen lassen. Und sie strafen jene Kritiker
Lügen, die in der Institution G 8 nur noch einen exklusiven
Debattierclub sehen wollten. Die Bereitschaft zum Konsens
vorausgesetzt, ist der kleine Verbund der großen Industrieländer nach
wie vor zu wichtigen Weichenstellungen fähig.  

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