Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Feldherr Sarkozy Schmaler Grat CARSTEN HEIL

Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy macht in
diesen Tagen den Lautsprecher und dabei den Eindruck, er wolle in
alte koloniale Verhaltensweisen zurückfallen. So richtig es ist, den
libyschen Despoten Gaddafi daran zu hindern, sein eigenes Volk zu
massakrieren, so falsch ist es, gleich jeden arabischen Despoten mit
Krieg zu bedrohen. Das ist Willkür. Nicht alles, was in den Augen des
Westens nicht in Ordnung ist oder unseren Vorstellungen von
Demokratie nicht entspricht, muss mit Waffengewalt geändert werden.
Der schnelle Einsatz von Militär sollte der Vergangenheit angehören,
denn er hat massiv zum Ansehensverlust der westlichen
Wertegemeinschaft im Nahen Osten geführt. Zumal damit meist eigene
Interessen verfolgt wurden. Es ist ein richtiger, aber schmaler Grat,
auf dem sich UNO, NATO und die Europäische Union derzeit in Libyen
bewegen. Natürlich darf die Staatengemeinschaft nicht zusehen bei
solchen Vorfällen. Letztlich aber müssen die Völker des Nahen Ostens
ihre Regierungsform selbst bestimmen, nach Stand der Dinge selbst
erkämpfen. Ägypten, Tunesien, der Jemen, vielleicht auch Libyen und
Syrien werden einen sehr schweren, aber eigenen Weg in Richtung
Demokratie gehen müssen. Dieser Weg wird an vielen Stellen anders
sein, als es sich der Westen vorstellt. Das ist das Wesen von
Demokratie: das andere zulassen und nicht immer die einfache Lösung
bevorzugen. Im Irak hat der Versuch, dem Land mal eben schnell die
Demokratie überzustülpen, fürchterliche Folgen. Das ist zu bedenken
beim Einsatz von Militär.

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