Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Fotos von Osama bin Laden bleiben unter Verschluss Bilderstreit JOACHIM ROGGE

US-Präsident Barack Obama hat sich dafür
entschieden, Bilder des toten Terroristenchefs Osama bin Laden auch
weiterhin unter Verschluss zu halten. Man kann dafür Verständnis
haben. Ethische Bedenken allerdings werden bei Obamas Überlegungen
kaum an erster Stelle gestanden haben. Bei Obama überwiegt ganz
offenkundig die berechtigte Furcht, dass Bilder des gewiss grässlich
entstellten Leichnams Emotionen aufpeitschen und sich leicht für üble
Propaganda missbrauchen lassen. Noch wird schließlich in Afghanistan
gekämpft. Die Sorge um die eigene Truppe dürfte bei Obamas
Entscheidung am wichtigsten gewesen sein. Niemandem kann daran
gelegen sein, die tote Ikone fanatisierter Moslems wie eine Art
Trophäe zu präsentieren, die Rachegelüste nur weiter anfacht. Die
Kehrseite der Entscheidung, der Welt Bin Ladens letzten Moment
vorzuenthalten, ist freilich längst zu besichtigen. Wo Bilder und
letzte Beweise fehlen, sprießen Legenden und Verschwörungstheorien
ins Kraut. Obama hat sich für eine der beiden Möglichkeiten im
Bilderstreit entschieden. Ob das am Ende tatsächlich die klügste
Entscheidung war, ist noch nicht ausgemacht. Ein Bild vom toten Osama
bin Laden ist ein Dokument der Zeitgeschichte ersten Ranges. Auf
Dauer wird es der Welt nicht vorzuenthalten sein.

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