Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar KOMMENTAR Japan-Krise Weltweites Netz STEFAN SCHELP

Heute ist es zwei Wochen her, dass in Japan die
Erde gebebt hat wie noch nie zuvor. Dass ein Tsunami weite
Landstriche verwüstet und Tausende Menschen in den Tod gerissen hat.
Dass in Fukushima eine atomare Katastrophe möglich scheint. Das hat
niemand vergessen. Ganz bestimmt auch nicht diejenigen, die sich
jetzt Gedanken darüber machen müssen, ob sie für ihr Unternehmen
Kurzarbeit anmelden wollen. Sie treffen einfach Vorsorge. Dazu sind
sie verpflichtet – im Sinne ihrer Mitarbeiter. Katastrophen wie das
Erdbeben in Japan, aber auch die Aschewolke aus Island im vergangenen
Jahr oder das Erdbeben von Kobe von 1995 bringen die global vernetzte
Wirtschaft in Schwierigkeiten. Weil in der weltweiten Lieferkette
nicht mehr ein Rädchen ins andere greifen kann, wenn eines dieser
Rädchen plötzlich fehlt. Das ist eine der Kehrseiten der
Globalisierung. Sie hat – vor allem in der Automobilindustrie – zu
einer sehr geringen Fertigungstiefe geführt. Am Band bei Volkswagen,
Opel oder Ford werden vielfach die Komponenten, aus denen das Auto
entsteht, nur noch „zusammengestöpselt“. Die Vorarbeiten laufen schon
seit Jahrzehnten nicht mehr in Wolfsburg oder Rüsselsheim. Diese
Entwicklung spart vor allem Kosten. Davon profitieren die weltweit
aufgestellten Autokonzerne, indem sie sich oftmals mit Teilen aus
Billiglohnländern beliefern lassen. Davon profitieren aber auch die
Autokäufer, die eine größere Fertigungstiefe, sprich mehr Produktion
in deutschen Landen, mit deutlich höheren Preisen bezahlen müssten.
Deshalb wird die Katastrophe in Japan die Sichtweisen auf die Welt
hoffentlich in vielerlei Hinsicht korrigieren. An der Globalisierung,
am engen wirtschaftlichen Beziehungsnetz kreuz und quer über den
Globus, wird sie nichts verändern.

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