Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Merkel und Obama Keine Chemie BERNHARD HÄNEL

Das deutsch-amerikanische Verhältnis war schon
mal entspannter. Vielen ist das gar nicht mehr erinnerlich, denn
wirklich gut waren die Beziehungen zwischen beiden Nationen zuletzt
während der Kanzlerschaft von Helmut Kohl. Danach begann die Zeit der
Dissonanzen. Gerhard Schröder konnte mit George Bush II. aus gutem
Grund keinen Anknüpfungspunkt finden. Und unter Angela Merkel
steuerten die transatlantischen Probleme auf bislang für unmöglich
gehaltene Missklänge zu. Kein Wunder, dass Präsident Barack Obama bei
seiner Europavisite einen weiten Bogen um Deutschland macht. Nur
einmal ist es der Bundeskanzlerin bislang gelungen, den Eindruck zu
vermitteln, die deutsch-amerikanische Freundschaft sei ihr eine
Herzensangelegenheit. Das war im November 2009, als sie vor dem
US-Kongress eine vom Kanzleramt klug durchkomponierte und
ungewöhnlich emotionale Rede hielt. Die erhoffte Wirkung verpuffte
jedoch anschließend im Klein-Klein der Interessenkonflikte zwischen
Berlin und Washington. Und weil die Chemie zwischen Obama und Merkel
nicht stimmt, ist es stets dabei geblieben. Ihren Anteil daran hatten
bislang beide zu annähernd gleichen Teilen. Zuletzt aber hat sich
dieses Gewicht zu ungunsten der Deutschen verschoben. Das
Abstimmungsverhalten der Bundesregierung bei der Libyen-Resolution
Nr. 1973 im UN-Sicherheitsrat hat tiefe Gräben aufgerissen. Zwischen
Berlin und Washington, aber auch im Verhältnis zu Frankreich und
Großbritannien. Das Tandem Merkel und Außenminister Guido Westerwelle
weckt alte Befürchtungen vom deutschen Sonderweg bei den Verbündeten.
Um weltweit gute Geschäfte machen zu können, hielten sich die
Deutschen aus Konflikten heraus und vertrauten darauf, dass andere
für sie die Schmutzarbeit machten. Das Schlimme ist: Da ist was dran.

Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de