Den Sozialdemokraten ist es auf geradezu
wundersame Weise gelungen, vergessen zu machen, dass sie am letzten
Wahlsonntag noch schlimmere Verluste erlitten haben als die CDU. Die
Führung der Bundes-SPD um Parteichef Sigmar Gabriel und
Generalsekretärin Andrea Nahles muss sich Gedanken machen, warum
selbst in einer für die SPD günstigen Situation immer weniger
Menschen ihrer Partei das Vertrauen schenken. Weder die vorgeschobene
Freude über das hervorragende Abschneiden des grünen Wunschpartners
noch die vom Zaun gebrochene Diskussion über den Kanzlerkandidaten
2013 können von dieser Krise ablenken. Aus dem tiefen Tal, in das sie
bei der Bundestagswahl vor anderthalb Jahren gefallen ist, hat die
SPD nicht herausgefunden. Darüber können weder gelegentlich steigende
Umfragewerte noch die hohe Beliebtheit des Oppositionschefs im
Bundestag, Frank-Walter Steinmeier, hinwegtäuschen. Der
schwarz-gelben Koalition in Berlin, die von einer Verlegenheit in die
nächste Peinlichkeit stolpert, hat sie wenig überzeugende inhaltliche
Alternativen entgegenzusetzen. Wenn die SPD so weiterwurstelt, werden
viele Wähler in zweieinhalb Jahren bei der Bundestagswahl eher daran
interessiert sein, wen die Grünen als Kanzlerkandidaten aufstellen.
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