Er wollte ein großserbisches Reich schaffen.
Dafür ging Ratko Mladic über Leichen. Das alles ist akribisch
festgehalten in Dokumenten, Fotos und Filmen, die dem
UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag vorliegen und deren
Beweislast erdrückend, deren Inhalt erschütternd ist. Sie erzählen
von einem Krieg, mit dem das Rad der Geschichte um 600 Jahre zurück
gedreht werden sollte. Sie berichten von Vertreibung, Folter und
Massenmord. Sie zeigen, wozu eine entfesselte Soldateska bereit sein
kann, wenn man sich ihr nicht entschlossen genug entgegen stellt.
Mladic– Festsetzung gibt den von ihm und seiner Soldateska gequälten
und gedemütigten Menschen die Hoffnung auf Genugtuung zurück. Noch
einmal können sie in dem bevorstehenden Verfahren ihre Geschichte der
Weltöffentlichkeit in Erinnerung rufen. Alle müssen ihnen zuhören:
Ankläger, Richter und besonders das Volk der Serben, in dessen Namen
Mladic meinte zu handeln. Mladic– Festnahme markiert einen
Wendepunkt. Eineinhalb Jahrzehnte lang konnte er sich verbergen.
Niemand wurde seiner habhaft, obwohl er zu den weltweit meist
gesuchten Kriegsverbrechern zählte. In Teilen Serbiens schwamm er wie
ein Fisch im Wasser, wurde geschützt von treu ergebenen
Nationalisten. Und der inzwischen demokratischen Regierung wurde
lange Zeit nachgesagt, auch sie halte ihre schützende Hand über
Mladic. Gestern sind diese schützenden Hände weggezogen worden.
Mladic wurde gestellt, weil Serbien den Anschluss an Europa braucht,
wenn es wirtschaftlich gesunden will. Ein Tauschgeschäft kündigt sich
an: Auslieferung gegen EU-Eintrittskarte. Ein unanständiges Geschäft,
dass nicht nur die Opfer verhöhnt, sondern auch die europäische
Wertegemeinschaft. Tadic verdient ein faires Verfahren, Serbiens
EU-Beitritt aber ebenso.
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