Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein
Brot essen“, heißt es im ersten Buch Mose. Wird dieser Satz der
Bibel künftig noch gelten? Das ist die Kernfrage, die der Debatte
über das Bedingungslose Grundeinkommen zugrunde liegt. Bei der
Schweizer Abstimmung wurde sie offiziell zwar nicht gestellt, doch
jeder, der am Plebiszit teilnahm, musste eine Haltung dazu
einnehmen. 77 Prozent der abstimmenden Bürger votierten gegen das
Grundeinkommen, immerhin 23 Prozent dafür – eine erstaunlich hohe
Zahl, wenn man bedenkt, dass es um die Forderung nach einem sehr
grundsätzlichen Kulturwandel geht. Infolge der Abstimmung steht das
Grundeinkommen auch in Deutschland wieder stärker zur Diskussion.
Einfach gesagt geht es darum: Jeder Bundesbürger könnte
beispielsweise 800 Euro pro Monat von der Gemeinschaft erhalten,
ohne den Nachweis irgendeiner Arbeitsbereitschaft erbringen zu
müssen. Ein solches System existiert nirgendwo auf der Welt. Führte
man es ein, würde die biblische Weisheit, die ein Naturgesetz zu
beschreiben scheint, außer Kraft gesetzt. Wenn der Staat jedem
Bürger 800 Euro zahlt, muss man sich um das Existenzminimum keine
Sorgen mehr machen. Zwar fließen dann nicht Milch und Honig, aber
auf niedrigem Niveau könnte man doch lebenslangen Urlaub genießen.
Würden dann Millionen Leute aufhören zu arbeiten? Und wären die
Beschäftigten, die weiter tätig sind, bereit, eine steigende Zahl von
Müßiggängern mitzufinanzieren? Für viele Menschen, die nicht in der
Lage sind, Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen, wäre das
Grundeinkommen eher schlecht. Es fehlte der äußere Druck, etwas für
die Gemeinschaft und sich selbst zu leisten. Andere, vielleicht
sogar die Mehrheit, erlebte das Grundeinkommen jedoch als Reich der
Freiheit. Eine Explosion der Kreativität würde folgen, man könnte
ohne Zwang seine Idee verwirklichen. Vielleicht käme es sogar zu
einem Wirtschaftswunder mit Zehntausenden neuen Unternehmen und
Millionen zusätzlicher Arbeitsplätze. All das aber ist Spekulation.
Wie das Grundeinkommen wirkte, kann man heute nicht wissen. Deswegen
wäre es hilfreich, ein soziales Labor zu errichten und das System zu
testen. Eine Stadt und ein Landkreis könnten das Grundeinkommen mit
Unterstützung der Bundesregierung für fünf Jahre einführen.
Wissenschaftler studierten das Verhalten der Menschen. Dann hätten
wir eine solidere Basis für die Debatte.
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