Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Demonstration gegen den Naziaufmarsch Abfuhr HEIDI HAGEN-PEKDEMIR

Die Zahlen sprechen für sich. Als Heiligabend
das klägliche Häuflein von gerade mal 70 Neonazis durch die
menschenleeren abgesperrten Straßen Bielefelds zog, hatte das Bündnis
aus 6.500 Gegendemonstranten an unterschiedlichen Plätzen der Stadt
längst Position bezogen. Und es erteilten nicht nur Vertreter von
Parteien, Vereinen, Kirchen und Gewerkschaften den Rechten eine
Abfuhr. Junge Familien gingen auf die Straße, ebenso Schüler, Rentner
und auch eine Gruppe von Zahnärzten, die sich spontan organisiert
hatte. Statt den Weihnachtsbaum zu schmücken oder den Braten im Ofen
zu begießen, zogen sie es an diesem ganz besonderen Tag des Jahres
vor, auch zu demonstrieren. All diesen Menschen gebührt dafür
Anerkennung. Sie blieben nicht untätig, als sich der braune Mob
aufmachte, in ihrer Stadt, in ihrer Region sein unausgegorenes
Gedankengut zu verbreiten. Was Sven Skoda und seinen
Gesinnungsgenossen übrigens auch nicht so richtig gelungen ist. Dafür
sei der Polizei gedankt. Sie hatte mit ihrem sorgfältig vorbereiteten
Einsatz der Hundertschaften aus ganz NRW dafür gesorgt, dass die
Neonazis auf ihrem nur ein Kilometer kurzen Weg nahezu unter sich
geblieben sind. Skeptikern, die bezweifeln, dass der hohe Aufwand
angesichts der eher bescheidenen Zahl demonstrierender Rechter
angemessen war, sei gesagt: Das war er. Denn dieser Umzug der
Verfassungsfein-de hat auf beeindruckende Weise die Position der
Ostwestfalen verdeutlicht. Jedem Neonazi traten 100 Demokraten
entgegen, Menschen, die zueinandergefunden haben, um die Grundwerte
unserer Gesellschaft zu verteidigen. Dafür waren sie sogar bereit,
für ein paar Stunden der festlichen Stimmung zu entsagen. Nicht nur
ihnen wird Weihnachten 2011 unvergesslich bleiben.

Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de

Weitere Informationen unter:
http://