In den USA liefern sich Präsident Barack Obama
und sein Herausforderer Mitt Romney ein knappes Rennen. Hierzulande
sind die Sympathien eindeutig verteilt. 80 Prozent der Deutschen
wünschen sich eine zweite Amtszeit Obamas. Ein fiktiver und
bedeutungsloser Erdrutschsieg, der Bände spricht. Vergangen sind die
Zeiten, da Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe schwärmte:
„Amerika, du hast es besser.“ Heute will niemand – außer vielleicht
ein paar windigen Investoren – mit den Bürgern jenseits des Atlantiks
tauschen. Ein fremdes Land mit einer fremden Kultur, das nicht nur
uns Deutschen fremd geworden ist. In dieser Situation klammert sich
die Mehrheit an Obama, mit dem sie am ehesten die Hoffnung verknüpft,
er könnte die Entfremdung aufhalten. Obama werden Werte
zugeschrieben, die den unseren gleichen. Mit seiner Gesundheitsreform
etwa stärkte er die gesellschaftliche Solidarität. Er hat den
Irakkrieg beendet und sich von nichts und niemand in ein Abenteuer im
Iran hineintreiben lassen. Unbeeinflusst vom Dauerbeschuss durch
ultrakonservative Radio- und Fernsehstationen sowie ein Heer
fundamentalistischer Blogger erinnern sich die Deutschen – mehr als
die US-Bürger – an die Gründe für die vielen ausstehenden Erfolge des
Präsidenten. Von seinem Amtsvorgänger George W. Bush hatte er einen
desolaten Haushalt übernommen, den er nicht einmal im Ansatz sanieren
konnte, weil die Verbesserung der Einnahmeseite von den Republikanern
verweigert wurde. An den USA lässt sich studieren, was uns dräut,
wenn die Bürger das Interesse an der Politik verlieren. Dann
übernehmen jene das Geschäft, die Staat und Regierung ausnutzen, um
ihre Geschäfte zu machen. Romney kommt in den Augen der Deutschen
diesem Image nahe. Eine Heuschrecke, bestenfalls eine amerikanische
Ausgabe von Josef Ackermann. Mit Politikern verbinden die Menschen im
alten Europa andere Tugenden. Etwa die Hoffnung auf ein gewisses Maß
an Prinzipientreue und Empathie. Für beides steht der Herausforderer
nicht. In seiner Karriere zählte nur Profit und Effizienz. Er sieht
sein Land von Sozialschmarotzern bevölkert; eine Einschätzung, die
die FDP nahe an den Abgrund führte. In den USA greift religiöses
Eiferertum um sich. Die Tea-Party-Bewegung, eine Art christlicher
Kreuzritter, hält die Republikaner im Würgegriff. Darum hoffen die
Deutschen auf Obama und ein Amerika, das man nicht fürchten muss.
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