Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Die Linke und der Kommunismus Partei im Rückwärtsgang THOMAS SEIM

Das Gespenst des Kommunismus geht wieder um.
Nicht in Europa diesmal, sondern nur in . . . Ja, wo eigentlich? In
Deutschland auch nicht. Nicht mal in einem relevanten Teil der
politischen Klasse des Landes. Nein, es spukt nur in den Köpfen
einiger weniger. Einer davon gehört Gesine Lötzsch, derzeit
Vorsitzende der Linkspartei. Ein anderer Inge Viett, ehemalige
RAF-Terroristin und heute nach eigenem Bekunden „radikale Linke“. Ein
dritter DKP-Chefin Bettina Jürgensen. „Wo bitte geht–s zum
Kommunismus?“ lautet die Frage, die diese drei Frauen diskutieren
wollen. Aber das will niemand mehr hören. Nicht mal die beiden
politischen Schwergewichte der Linken, Oskar Lafontaine und Gregor
Gysi. Der eine – Gysi – will den Begriff nicht mehr verwenden. Der
andere – Lafontaine – assoziiert Stalin und hält deshalb den
Kommunismus für denunziert. Was ist nur aus der deutschen Linken
geworden? Früher hat sie sich selbst als Fortschrittsmotor der
Geschichte empfinden dürfen. Solange nämlich, wie man die Geschichte
als Geschichte von Klassenkämpfen definieren konnte. Nicht mal das
ist denen geblieben, die nun wieder den Blick zurückwenden. Die Linke
versagt an einer ihrer wichtigsten Aufgaben: Der Aufarbeitung
kommunistischer Gewaltherrschaft und Unterdrückung in Deutschland.
Der jetzigen Führung um Lötzsch und Klaus Ernst kann man das kaum
vorwerfen, weil es ihre Möglichkeiten übersteigt. Lafontaine und Gysi
indes hätten das leisten müssen. Stattdessen machen nun die Geister,
die sie riefen, aus der Kraft, die sich einst als Fortschrittsmotor
verstand, eine rückwärtsgewandte Bremser-Partei. Möglicherweise
werden wir so gerade Zeugen des Zerfalls einer Linkspartei. Es wäre
nicht das erste Mal. Das Gespenst des Kommunismus jedenfalls muss
heute vor allem die Linke selbst fürchten.

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