Dass der sogenannte Pferdefleischskandal diesen
Reflex der Fachminister hervorruft, danach hätte man die Uhr stellen
können. Sie fordern härtere Strafen für Betrüger, die Nahrungsmittel
unter falschem Etikett verkaufen. Wie hierdurch solche Fälle künftig
vermeidbar sind, zeigt die Fallanalyse der hessischen
Verbraucherministerin Lucia Puttrich. Sie stellte fest, dass man
nicht wisse, welche Ausmaße der Pferdefleischskandal habe und was
noch alles hinzukomme. Im Klartext: Die Verbraucherminister des
Bundes und der Länder haben den Überblick verloren. Das verwundert
auch nicht weiter. Zu weit verzweigt ist das Netz der industriellen
Nahrungsmittelproduktion und -verteilung geworden. Nicht nur in
Europa, sondern auch in der Welt. Wenn die Hersteller einer Ware
nicht dazu gezwungen werden, die Herkunft der Bestandteile eines
Produkts lückenlos zu dokumentieren, ist kriminelle Schummelei
programmiert. Insofern steht das gesamte System der industriellen
Lebensmittelproduktion und des angeschlossenen Handels auf dem
Prüfstand. Doch dies zu offenbaren scheuen sich die
Verbraucherminister. Schließlich haben sie bisher mehrheitlich
Betrugsfälle immer als Einzelfälle abgetan. Immerhin geht
NRW-Ressortchef Johannes Remmel so weit, das „gläserne Produkt“ zu
fordern. Wie das erreicht werden soll, bleibt allerdings offen.
Schnelle, wohlfeile Antworten verbieten sich bei einem so komplexen
Thema allerdings auch von selbst. Jetzt ist erst einmal die Zeit der
intensiven Ursachenforschung. Was aber gar nicht geht, ist, den
schwarzen Peter nun den Verbrauchern zuzuschieben, wie es Bayerns
Gesundheitsminister Marcel Huber getan hat. Die Schnäppchenmentalität
habe mit zu den Betrügereien beigetragen, sinnierte Huber. Wahr ist:
Die Produzenten dürfen keine Ware auf den Markt bringen, die zu einem
bestimmten Preis nicht mehr herstellbar ist.
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