Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Die Welt ohne Osama bin Laden Neue Herausforderungen BERNHARD HÄNEL

Für die Menschen in der westlichen Welt galt er
als der Leibhaftige, für nicht wenige Muslime war er ein Idol. Osama
bin Laden galt als Symbol des viel beschworenen Zusammenpralls der
Kulturen. Jetzt, da er von den USA ausgeschaltet wurde, ist es
auffällig ruhig. Der erwartete, ja befürchtete Aufstand ist
ausgeblieben. Wie lange dieser Zustand anhalten wird, ist ungewiss.
Doch es gibt zumindest Anzeichen, dass die Zeit über den
Terrorfürsten hinweg gegangen sein könnte. Die Menschen in der
arabischen Welt haben einen anderen Weg eingeschlagen. Sie fordern
Freiheit von ihren Despoten ein und Demokratie. Nicht islamistische
Hassgesänge stimmen die Menschen, allen voran die Jugendlichen auf
den Straßen von Kairo, Deraa, Bengasi, Tunis und anderswo an, sondern
Lieder der Freiheit. Der fanatische Islamismus, der Kampf gegen den
Westen hat ihnen keine Sicherheit und auch keinen Wohlstand gebracht.
Eine Situation, von der vor Jahresfrist niemand zu träumen gewagt
hätte. Schon gar nicht das westliche Verteidigungsbündnis, dass quasi
über Nacht sogar zum Hoffnungsträger der verzweifelten libyschen
Freiheitskämpfer geworden ist. Mit kluger und besonnener Politik
ließe sich darauf ein neues, vertrauensvolleres, vielleicht sogar ein
brüderliches Verhältnis zwischen westlicher und arabischer Welt
aufbauen. Ernsthaft und akut geährlicher sind den westlichen Staaten
hier geborene und sozialisierte Jugendliche der zweiten und dritten
Migrantengeneration. Und nicht nur unter ihnen konnte al Kaida zum
äußersten entschlossene Fanatiker rekrutieren. Mindestens ebenso
gefährlich sind etwa junge deutsche Konvertiten, wie die letzten
vereitelten Anschlagsversuche zeigten. Der Kampf gegen den
Terrorismus hat eine neue Qualität. Für diese Herausforderung muss
unsere Gesellschaft neue Rezepte finden. Und zwar schnell.

Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de