Einer wie Günter Guillaume, der berühmteste
Spion der deutschen Nachkriegsgeschichte, den die DDR im Vorzimmer
von Bundeskanzler Willy Brandt platziert hatte, wird heute nicht mehr
gebraucht. Guillaume hatte geheime Dokumente mit Spezialkameras
fotografiert und die Informationen an seine Auftraggeber in Ostberlin
gefunkt. Spione im 21. Jahrhundert leben weniger gefährlich. Sie
müssen ihr Heimatland nicht verlassen, ihr Risiko ist gering, die
Gefahr, strafrechtlich belangt zu werden, minimal. Sie haben eine
Ausbildung zum Computerexperten, sie sitzen an Hochleistungsrechnern,
schleichen sich in die internen Netzwerke von Regierungen, Armeen,
Unternehmen, Forschungszentren und Behörden ein und fischen alles an
Informationen ab, was ihnen brauchbar erscheint. Der Schaden ist
enorm, politische Strategien, militärische Pläne, technologische
Neuerungen geraten in die falschen Hände. Die meisten kriminellen
Hackerangriffe kommen aus China und Russland und man ist sich nicht
sicher, ob mit oder ohne Duldung der dortigen Behörden. Deshalb ist
die massiv zunehmende Computerspionage nicht nur ein Problem der
ausgespähten Institutionen, sie muss zum Thema zwischen den
Regierungen aller Staaten werden, die es angeht. Bei aller Freude
über den wachsenden Handelsverkehr mit China und Russland darf nicht
unter den Teppich gekehrt werden, was dem politischen System und den
Volkswirtschaften in Deutschland und den anderen Industriestaaten
enormen Schaden zufügt. Die Bundesregierung muss nicht nur
veranlassen, dass alle technischen Vorkehrungen zum Schutz vor
Computerspionage getroffen werden. Sie muss bei ihren Verbündeten in
Peking und Moskau darauf drängen, dass dort diese Form der Spionage
verboten und bestraft wird.
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